Uwe Schmidt-Kasparek, Versicherungsmagazin, vom 11. Januar 2018

Hochwasser und Starkregen sind ständig sichtbare Gefahren, wie aktuell zu sehen. Vermittler können diesen Umstand nutzen, um den Wohngebäudeschutz des Kunden zu verbessern. Sie sollten hier sehr offensiv vorgehen, denn Extra-Elementarschutz kann ein Einfallstor für den Wettbewerb sein.

An Rhein und Donau ist es noch einmal gut gegangen. In Köln wurde der maximale Wasserstand Anfang Januar mit 8,78 Meter erreicht. „Erst ab einem Pegel von 11,30 Meter beginnt die Überflutung der Altstadt“, stellt Onnen Siems von der aktuariellen Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) aus Köln fest. Zwar gebe es heute mehr Hochwasserschutz, trotzdem könnten teure Überschwemmungsschäden niemals gänzlich technisch vermieden werden. „Ferner ist zu beachten, dass in der Elementarschadenversicherung nicht nur Überschwemmungsschäden versichert sind, sondern auch Schäden durch Starkregen und Erdbeben - beides birgt ebenfalls ein beträchtliches Schadenpotenzial“, so Siems. Gleichzeitig hat MSK auch beim Durchzug von Burglind, dem ersten Sturm des Jahres, „markante Wettererscheinungen“ festgestellt. „Insbesondere der starke Niederschlag wirkt sich schadenerhöhend aus“, betont Experte Siems.

60 Prozent ohne Extra-Elementarschutz

Solche Naturereignisse sind sprichwörtlich Wasser auf die Mühlen zur Verbesserung des Wohngebäudeschutzes durch Extra-Elementarschutz. Immerhin ist das Potenzial noch sehr groß. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) haben derzeit nur 40 Prozent der 16 Millionen Immobilienbesitzer ihre Wohngebäudepolice entsprechend erweitert. Und laut GDV könnten 99 Prozent aller Wohngebäude in Deutschland versichert werden. Immer noch dürfte den meisten Hauseigentümern nicht bewusst sein, dass sie bei einer Standard-Police als Opfer einer Überschwemmung oder eines Starkregens leer ausgehen. Natürlich sollte sinnvollerweise auch die Hausratversicherung um Extra-Elementarschutz erweitert werden.

Starkregen schon fast normal

Vor allem Starkregenereignisse haben deutlich zugenommen. Schon länger hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) Starkregen in seine Wetterwarnungen aufgenommen. Nach Schätzungen des GDV ist Starkregen mittlerweile für 50 Prozent aller Überschwemmungsschäden verantwortlich. Allein in Berlin und Brandenburg wurden durch einen extremen Regenguss Ende Juni 2017 Schäden von rund 60 Millionen Euro verursacht. Dort fielen innerhalb von 24 Stunden über 200 Liter Regen auf einen Quadratmeter. Zum Vergleich: Deutschlandweit sind es im Schnitt im ganzen Jahr knapp 800 Liter pro Quadratmeter. Aktuell arbeiten GDV und DWD an einer Starkregenkarte, die als objektiver Gefahrenanzeiger künftig sehr hilfreich sein dürfte, um die Kunden zu sensibilisieren. Insgesamt haben Naturereignisse, wie Stürme, Hagel und Starkregen, in Deutschland 2017 versicherte Sachschäden an Häusern, Hausrat, Gewerbe- und Industriebetrieben in Höhe von 2 Milliarden Euro verursacht.

Grobe Fahrlässigkeit bei Herbeiführung von Schäden oft schon Standard

Extra-Elementarschutz muss bei einer Umdeckung der Wohngebäude- und Hausratversicherung nicht unbedingt sehr viel mehr kosten. Der Wettbewerb beim Gebäudeschutz ist weiterhin extrem groß. Vor allem Konzeptanbieter treiben hier die etablierten Versicherer mit immer umfangreicheren Leistungen vor sich her. So ist die volle Mitversicherung der groben Fahrlässigkeit bei Herbeiführung von Schäden mittlerweile bei einem Großteil der Tarife Standard. Immer öfter, wenn auch noch limitiert, werden auch grob fahrlässige Obliegenheitsverletzungen gedeckt. Die Leistungsspitze beim Wohngebäudeversicherungsschutz hat nun der Konzeptanbieter Domcura erklommen. Seit Herbst bietet das Unternehmen den Tarif „Top-Schutz inklusiv unbenannte Gefahren und Marktgarantie“ an. Damit hat der erste Anbieter, den Super-Schutz, den es bisher nur in der Hausrat- und Haftpflichtversicherung gab, in einer Gebäudepolice eingeführt.

Wie die Marktgarantie auch bei Unwetterschäden wirken kann

Extra-Elementarschäden sind aber in der Marktgarantie, die den Kunden die Übernahme der höchsten Leistung jedes Tarifs am deutschen Markt verspricht, ausgeschlossen. „Dafür verlangen die Assekuranzen einen exorbitant hohen Beitrag“, erläutert Domcura-Chef Uwe Schumacher. Trotzdem zeigt er an einem Fall auf, wie die Marktgarantie auch bei Unwetterschäden wirken könnte. „Geht ein Versicherungsnehmer zum Einkaufen und lässt das Dachfenster auf Kipp stehen und ein kräftiger Regenguss drückt während seiner Abwesenheit das Fenster gänzlich auf, ist der Schaden von der Marktgarantie umfasst“, so Schumacher.

Würde die Beseitigung des kompletten Wasserschadens beispielsweise 10.000 Euro kosten und ein anderer Versicherer am Markt deckt solche direkten Witterungsschäden bis zu dieser Summe, würde die Domcura auf ihr derzeitiges Limit von 5.000 Euro weitere 5.000 Euro drauflegen.

Ein deutliches Beispiel für den scharfen Wettbewerb in dieser Sparte. Vermittler sollten daher Wetterereignisse nutzen und ihren Bestand nach Kunden ohne Top- und Extra-Elementar-Schutz durchforsten. Denn diese dürften ein deutlich erhöhtes Abwanderungsrisiko haben, wenn die Konkurrenz schneller ist.