AssCompact, vom 8. Januar 2018

Hurrikans bescherten der Versicherungswirtschaft 2017 weltweit Rekordschäden. Dabei gab es große Unterschiede auf den Kontinenten. In Deutschland sprechen die Versicherer zudem von einem unterdurchschnittlichen Schadenjahr in Bezug auf Stürme und Starkregen. Zum Jahresstart 2018 sorgte Sturm BURGLIND nun bereits für Turbulenzen und Schäden in Millionenhöhe.

Das Hurrikan-Triple mit den extremen Stürmen Harvey, Irma und Maria hat der Versicherungswirtschaft 2017 Rekordschäden eingebrockt: Voraussichtlich rund 112 Mrd. Euro müssen Versicherer laut Analyse des Rückversicherers Munich Re für die Hurrikane und weitere Naturkatastrophen wie etwa ein schweres Erdbeben in Mexiko aufbringen, mehr als je zuvor. Die Gesamtschäden – also einschließlich der nicht versicherten Schäden – betrugen 274 Mrd. Euro und damit beinahe das Doppelte des 10-Jahresdurchschnitts. Die versicherten Schäden lagen fast dreimal so hoch wie der Durchschnittswert von 41 Mrd. Euro.

Schäden durch Spätfrost in Europa

Die Schäden in den USA dominieren nach Angaben von Munich Re die Statistik. Zu den Hurrikans gesellten sich dort im vergangenen Jahr Tornados, Hagel und Waldbrände. In Europa sorgte eine späte Kälte für Belastungen. Ungewöhnlich tiefe Temperaturen im April verursachten in Europa in der Landwirtschaft Milliardenschäden. Ernteverluste waren die Folge. Der Schaden durch den Spätfrost berechnet der Rückversicherer mit 3,3 Mrd. Euro, davon waren wegen der geringen Versicherungsdichte in der Landwirtschaft nur rund 600 Mio. Euro versichert. In Asien fielen die Schäden durch Naturkatastrophen insgesamt geringer als in den Vorjahren aus. Allerdings konstatiert Munich Re auch, dass dort nur 8% der Schäden versichert waren.

Stürme und Starkregen: Deutsche Versicherer leisten 2 Mrd. Euro

Und wie sah es 2017 in Deutschland aus? Stürme, Hagel und Starkregen haben versicherte Sachschäden an Häusern, Hausrat, Gewerbe- und Industriebetrieben in Höhe von 2 Mrd. Euro verursacht. Das geht aus vorläufigen Zahlen hervor, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Ende 2017 veröffentlicht hatte. Nicht darin enthalten sind Schäden an Kraftfahrtzeugen, da diese Zahlen noch nicht vorliegen. 

Zu wenig Absicherung gegen Elementarschäden

Wie bereits im Jahr 2016 fällt die Naturgefahrenbilanz 2017 damit unterdurchschnittlich aus: Es wüteten nur wenige, regional begrenzte Unwetter. Schon diese Wetterlagen können hohe Schäden verursachen; große Naturkatastrophen blieben 2017 allerdings aus, analysiert der GDV und verweist darauf, dass mit einer erweiterten Naturgefahrenversicherung, die als Zusatzbaustein zur Wohngebäude- und Hausratversicherung abgeschlossen werden kann, Überschwemmungsschäden abgedeckt werden könnten. Bisher haben sich aber nur etwa 40% der deutschen Hausbesitzer für einen „Vollkaskoschutz“ für ihr Haus entschieden

Sturm BURGLIND spitzt Situation zu

Ob Sturm BURGLIND hier zu einem Umdenken führt, bleibt abzuwarten. Als erster Sturm des neuen Jahres hat er allerdings schon einen versicherten Schaden von 200 Mio. Euro in Deutschland verursacht, schätzt die aktuarielle Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK). Mit Blick auf die Schadenentwicklung könnte sich durch BURGLIND eine angespannte Situation weiter zuspitzen, so die Beratungsgesellschaft: Die Wintersturmsaison 2017/18 habe im Oktober mit XAVIER und HERWART begonnen, deren Schäden in ähnlicher Größenordnung lagen. Innerhalb von zwölf Monaten sei BURGLIND nun das fünfte Wintersturmereignis für die deutschen Versicherer. Betroffen ist aber nicht nur Deutschland. Mit Blick auf Großbritannien, Frankreich und die Benelux-Staaten werden die versicherten europaweiten Schäden laut MSK-Schätzungen bei einer halben Milliarde Euro liegen.