VW-heute, vom 21. Februar 2018

Manches von dem, was Dietmar Kohlruss, Geschäftsführender Gesellschafter von Meyerthole Siems Kohlruss, in seinem Referat auf der SZ-Fachkonferenz mit Schwerpunkt Run-off sagte, dürfte den Zuhörern bekannt vorgekommen sein – insbesondere das schlechte Image der Versicherer und dass “das Geschäftsmodell der Lebensversicherung schon bessere Zeiten erlebt“ hat. Dazu hat nach seiner Einschätzung auch Solvency II beigetragen.

Immerhin haben 14 Prozent der Versicherungsgesellschaften eine Bedeckungsquote von weniger als 150 Prozent, das heißt, sie würden heute keine Zulassung mehr bekommen, wenn sie jetzt erst den Geschäftsbetrieb aufnehmen wollten. Schwierig werde es für allem für kleine Unternehmen das Risikomanagement zu bewältigen, da ihnen oft die Fachleute dafür fehlen und die Kosten durch die Umsetzung von Solvency II sie besonders stark belasten. Mit einem Vorurteil räumte Kohlruss dagegen auf: Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit sind hier eher auf der Gewinnerseite und am besten kapitalisiert, unter den erwähnten 14 Prozent ist nur ein VVaG. Die meisten Vereine sind alteingesessene Unternehmen und haben Bedeckungsquoten von 400 Prozent.

Auch Ina Kirchhof, CEO der Athene Lebensversicherung AG, wies auf den starken Vertrauensverlust hin, der die Lebensversicherungsbranche erfasst hat. In den USA sei die Situation vor einigen Jahren ähnlich gewesen, drei Erfolgsfaktoren hätten der Branche aber aus dem Tief heraus geholfen.

Dazu gehörten ein starkes Regulierungssystem, eine intensive Kommunikation zwischen den Versicherungsunternehmen und den Behörden und die gesellschaftliche Akzeptanz von Veränderungen wie dem Run-off von Versicherungsbeständen. Kommunikation und das Bemühen um gesellschaftliche Akzeptanz sind für Kirchhof die wichtigsten Grundpfeiler auch in Deutschland, denn “zufriedene Kunden sind die Basis unseres Geschäftsmodells. Wir gewinnen ja keine neuen Kunden dazu, deshalb ist uns jeder Kunde lieb und teuer”.

Kirchhof sieht die Unternehmen, die sich auf Run-off spezialisiert haben, als “ganz normale Lebensversicherer” an, “ohne Produktentwicklung, aber mit hoher Abwicklungskompetenz”. Darin war sie sich mit den Teilnehmern der anschließenden Podiumsdiskussion einig, die fanden, dass Unternehmensfusionen und -aufkäufe doch eigentlich nichts Neues seien. Der Vorteil von Run-off-Spezialisten sei, dass sie sich nicht mit einer veralteten, stückweise gewachsenen IT herumschlagen müssten, sondern von Anfang an auf die modernsten IT-Plattformen setzen können.

Zusammen mit den Ersparnissen bei den Abschluss- und Entwicklungskosten und einer höheren Kapitaleffizenz durch die Konzentration auf biometrische Risiken könnten sich durchaus erhebliche Kostenvorteile durch einen Run-off ergeben und die Bestandsübertragung von daher für alle Beteiligten sinnvoll sein.