Monika Lier, VWheute, vom 21. Mai 2019

Die deutschen Kraftfahrtversicherer haben nach Untersuchungen der Meyerthole Siems Kohlruss Gesellschaft für aktuarielle Beratung mbH immer noch hohe, wenn auch leicht sinkende stille Reserven. Rund ein Drittel der bilanzierten HGB-Rückstellungen sind nach Schätzungen der Aktuare Ralf Assenmacher und Adrian Engels Überreservierung bzw. stille Reserve.

Tendenziell kämen die Versicherer in der Rechtsform VVaG zum Jahresende 2017 auf eine stille Reserve von durchschnittlich 35 Prozent und Aktiengesellschaften von knapp 30 Prozent. Hinsichtlich der Größe seien große Anbieter mit rund 45 Prozent stärker über reserviert als kleine (25,7 Prozent) oder mittlere (32,8 Prozent). Seit 2014 gleiche sich das Reserveverhältnis zwischen den Rechtsformen, aber auch der Größen an. Die Studie ist das Ergebnis einer neuen Kooperation mit dem Rückversicherer E+S, die am Montag auf einer Kundenveranstaltung der MSK in Köln vorgestellt wurde. E+S und MSK planen weitere Analysen des K-Marktes in Kooperation. Der Rückversicherer stellt den Aktuaren dazu anonyme Marktabwicklungsdaten bereit.

Nach Schätzungen von Assenmacher und Engels könnten die stillen Reserven die Schadenquoten einzelner Anfalljahre im Rahmen der Schadenabwicklung um zwölf bis 13 Prozentpunkte reduzieren. Aus einer bilanziellen Schadenquote mit stillen Reserven von zu Beginn 90 Prozent könnte daraus eine endabgewickelte Schadenquote von 77 bis 78 Prozent werden, rechneten sie vor.

Ihrer Beobachtung zufolge wird der Wettbewerb im Kraftfahrtgeschäft wieder rauer: Marktzahlen vom Jahresbeginn 2019 deuteten darauf hin, dass die Prämie erstmals seit 2010 wieder zurückgeht. Für die Kraftfahrt-Haftpflicht rechnen sie mit einem Minus von 0,2 Prozent, für Kasko von 0,1 Prozent. Bei den Ergebnissen erwarten die Aktuare einen Rückgang beim abgewickelten versicherungstechnischen Ergebnis von 4,3 Prozent (Schätzungen für 2018) auf 2,1 Prozent.

Die MSK-Berater weisen daraufhin, dass die Branche die Verlustjahre  2007-2013 immer noch nicht ausgeglichen hat: Seinerzeit wurden rund 8,4 Mrd. Euro Defizit gemacht. Dem gegenüber sind zwischen 2014 und voraussichtlich 2019 erst 4,3 Mrd. Euro Gewinn erzielt worden.

Dass die Versicherer erneut in einen Preiskampf einsteigen, erwarten Assenmacher und Engels eher nicht. Die rasante Kostensteigerung der letzten Jahre bei Ersatzteilen und damit der Anstieg des Schadenbedarfs pro Versicherungspolice sprechen ihrer Meinung dagegen.