VWheute, vom 12. Februar 2020

Windig war’s – der Orkan „Sabine“ zog über Deutschland und hinterließ starke Schäden. Die aktuarielle Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) schätzt den Schaden auf 600 Mio. Euro. Zu einer ähnlichen Schätzung kommt auch das Beratungsunternehmen Aon Hewitt. Dennoch sind die Schäden nicht mit denen zu vergleichen, die Orkan „Kyrill“ verursachte.

„Wir schätzen den versicherten Sachschaden, den der Orkan Sabine in Deutschland angerichtet hat, auf rund 600 Mio. Euro“, sagt MSK-Geschäftsführer Onnen Siems. Verschiedentlich wurde „Sabine“ in den Medien mit dem Orkan „Kyrill“ aus dem Jahr 2007 verglichen, das ist unzulässig. „Kyrill war weitaus teurer – er hat in aktuellen Werten mehr als drei Mrd. Euro an versicherten Sachschäden gekostet“, erklärt Siems.

„Sabine“ überzog die Bundesrepublik in den letzten Tagen großflächig mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 Stundenkilometern. Die Folge waren unter anderem annullierte Flüge und ein spürbar eingeschränkter Bahnverkehr. Zudem mussten zahlreiche Straßen wegen umgestürzter Bäume gesperrt werden.

Die zum Tiefdrucksystem gehörende Kaltfront befand sich Sonntagnachmittag im Nordwesten Deutschlands und zog bis Montagmittag bis nach Süddeutschland. An dieser Front wurde stürmische Luft aus der Höhe bis zum Boden transportiert. Nur relativ wenige Gebiete wurden verschont.

"Sabine" ähnelt "Niklas"

Damit ähnelt der Orkan dem Sturm „Niklas“ zum Winterende 2015, der das letzte Sturmereignis war, das deutschlandweit Schäden verursacht hat. Die Sach- und Kfz-Versicherer zahlten damals rund 700 Mio. Euro an die Versicherten aus. Dennoch sind die aktuellen versicherten Schäden geringer als 2015.

„Sabine wird mit rund 600 Mio. Euro Schadensumme für die Versicherer ein mittelstarkes Ereignis, wie es alle drei bis vier Jahre vorkommt“, erläutert der Versicherungsmathematiker Onnen Siems. „Mit etwa 500.000 Schäden stellen die Gebäudeschäden das Gros der Zahlungen.“

Ähnlich wie 2015 ist das Ereignis eingebettet in eine längere Starkwindperiode, sodass mit „Sabine“ noch nicht das Ende der Sturmsaison erreicht ist.

Aon rechnet mit rund 700 Mio. Euro

Etwas höher schätzen hingegen die Analysten von Aon die voraussichtlichen Schäden durch „Sabine“. Demnach liege der versicherte Schaden in Deutschland wohl in einer Größenordnung zwischen 500 und 700 Mio. Euro. Dabei hat „Sabine“ in Deutschland zahlreiche Schäden hinterlassen. Zudem wurde der gesamte Fernverkehr der Deutschen Bahn, der Flugverkehr von Eurowings und der Fährbetrieb an den Küsten vorsorglich eingestellt. In Bayern waren Zehntausende Menschen stundenlang ohne Strom.

Auch in anderen Teilen Europas sorgte das Sturmtief für leichte Schäden. In Frankreich, Polen, Tschechien, Litauen und Estland waren in Summe Hunderttausende Haushalte vorübergehend ohne Elektrizität. Zudem hat „Sabine“ in Europa mindestens sieben Menschenleben gekostet.

Munich Re will keinen signifikanten Trend erkennen

Nach Ansicht des Rückversicherers Munich Re können auch winterliche Orkane wie „Sabine“ trotz niedrigerer Windgeschwindigkeiten ähnlich hohe Schäden wie tropische Wirbelstürme anrichten. Dabei können große Stürme eine Ausdehnung vom Norden Großbritanniens bis über die Alpen im Süden und von der Atlantikküste bis nach Osteuropa erreichen.

„Daher kann die Summe aller Einzelschäden ähnlich hoch sein wie bei Hurrikanen“, konstatiert Ernst Rauch, Leiter der Geowissenschafts-Abteilung bei der Munich Re. Allerdings: „Bei der Zahl der Winterstürme ist in den letzten Jahrzehnten kein signifikanter Trend festzustellen“, ergänzt Rauch. Für eine Schadenschätzung des aktuellen Sturmes sei es nach Ansicht der Munich Re allerdings noch zu früh.

Provinzial Rheinland rechnet mit moderaten Schäden

Die Provinzial Rheinland rechnet in einer ersten Prognose mit moderaten Schäden durch „Sabine“. „Die Schadensumme wird bei unseren Kunden voraussichtlich zwischen 25 und 35 Mio. Euro betragen“, so eine erste Prognose von Christoph Hartmann, dem Pressesprecher der Provinzial Rheinland.

Innerhalb der ersten 48 Stunden wurden Unternehmensangaben zufolge rund 9.700 Sachschäden an Gebäuden und rund 250 Schäden an Kraftfahrzeugen gemeldet. Damit werden die Schäden durch „Sabine“ voraussichtlich erheblich geringer ausfallen als beim letzten großen Orkantief „Friederike“ vom Januar 2018. Damals hatte die Provinzial Rheinland Schäden in Höhe von 60 Mio. Euro zu verzeichnen.