Aktuarielle Stunde zur Reichspogromnacht
Diesen Monat jähren sich die Novemberpogrome 1938, bei denen unter dem NS-Regime nahezu sämtliche jüdische Geschäfte, Gotteshäuser und Einrichtungen zerstört sowie Tausende Jüdinnen und Juden verhaftet oder getötet wurden. Im Podcast Aktuarielle Stunde beleuchtet Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) den „Versicherungsfall“ der Novemberpogrome von 1938.
Am 12. November berief Generalfeldmarschall Hermann Göring eine Sitzung zur Regulierung der Versicherungsschäden ein, die bei den Pogromen entstanden waren. Eduard Hilgard. Leiter der Reichsgruppe Versicherungen, betonte dabei die Bedeutung der vertragsgemäßen Schadenregulierung, um das internationale Ansehen deutscher Versicherungen zu schützen. Göring plante, dass die Versicherungen zahlen sollten, der Staat jedoch die Summe später beschlagnahmen würde.
Hilgard verschwieg ihm die Leistungsfreiheit der Versicherer bei bürgerlichen Unruhen, vermutlich, um keine Provokation auszulösen. Später handelte er, unterstützt von Kurt Schmitt von der Münchener Rück, einen Vergleich aus: Die Versicherungswirtschaft zahlte 1,3 Mio. Reichsmark (RM) an das Reich. Zudem wurde die jüdische Gemeinschaft gezwungen, eine „Sühneleistung“ von 1 Mrd. RM zu entrichten - ein zynischer Euphemismus, der ihnen Kollektivschuld für das Attentat auf Ernst vom Rath in Paris zuschrieb.
„Durch diese historische Aktuarielle Stunde wollen wir an die Ereignisse erinnern und den Wert der Demokratie betonen“, sagt MSK-Geschäftsführer Onnen Siems im Gespräch mit dem Historiker Dr. Wolfgang Stöcker und der aktuariellen Beraterin Anne Blauth.
Die gesamte Sondersendung der Aktuariellen Stunde steht allen Interessierten ab sofort zur Verfügung.
Wir danken Frau Claudia Wörmann-Adam, Vorsitzende des Fördervereins NS-Dokumentationszentrums in Köln für die Ermutigung, das Video zu veröffentlichen.