Experten rechnen mit verlustreichem Jahr für Autoversicherer

Ozan Demircan, Handelsblatt, vom 21. August 2013

Autofahrer müssen sich darauf einstellen, dass sich der Versicherungsschutz für ihr Fahrzeug verteuern wird. Grund dafür sind die vielen Unwetter der vergangenen Monate. "Allein die Kasko-Schäden aus Flut und Hagel betragen seit Jahresbeginn bereits 1,1 Milliarden Euro", sagt Onnen Siems, Geschäftsführer der aktuariellen Beratungsfirma Meyerthole Siems Kohlruss, dem Handelsblatt. Das Unternehmen bietet der Assekuranz versicherungsmathematische Dienstleistungen an und berät nach eigenen Angaben über 50 Versicherer.

"Dies wird das gesamte Kfz-Geschäft wieder in die Verlustzone bringen", sagt Siems. "Die lang erwartete positive Trendwende, die erst vor kurzem begonnen hat, findet damit ein schnelles Ende."

Die Kfz-Sparte war lange Jahre eines der Sorgenkinder in der Assekuranz. Im vergangenen Jahrzehnt lieferten sich die Gesellschaften einen Preiskampf, um über die Autoversicherung neue Kunden ins Haus zu holen, allen voran über Direktversicherer wie zum Beispiel Huk 24. Die Folge war, dass die Sparte branchenweit in die roten Zahlen rutschte. Daraufhin begannen die Konzerne, das Kfz-Geschäft zu "sanieren" - so nennen es Versicherer, wenn sie die Prämien anheben, um wieder profitabel arbeiten zu können.

Die vielen Schäden, die vor allem die Kasko-Versicherung betreffen, haben jedoch einen starken Effekt auf die sogenannte Schaden-/Kosten-Quote. Diese Quote gibt das Verhältnis zwischen allen Ausgaben und allen Einnahmen des Versicherers an. Je höher die Zahl, desto weniger profitabel läuft das Geschäft. Allein die Schadensmeldungen, die bis Anfang August bei den Gesellschaften eingegangen sind, würden die Quote um 12 Prozentpunkte in die Höhe treiben.

In der Regel geben Endkundenversicherer gegen eine Prämie einen Teil der Schadensverpflichtungen an einen Rückversicherer ab. Dieser übernimmt jedoch nicht unbegrenzt die Zahlungen, sondern nur für ein bestimmtes, vorher vereinbartes Haftungsvolumen. Alles darüber hinaus landet wieder beim Versicherer selbst. Das Problem: Die Schäden sind in diesem Jahr weitaus höher als kalkuliert. "Einzelne Versicherer kaufen jetzt schon Rückversicherung nach, da ihre Haftungsstrecken abgeräumt sind", sagt Siems.

Dazu gehört die Huk-Coburg, Marktführer bei Autoversicherungen. Auf Anfrage bestätigte ein Sprecher, dass das Unternehmen in einigen Sparten den Rückversicherungsschutz für Naturschadenereignisse ausgeweitet habe. Eine Aussage zu möglichen Preisentwicklungen sei jedoch derzeit verfrüht.

Mitten im Jahr das Haftungsvolumen aufzufüllen ist teuer. Siems schätzt den Aufschlug auf bis zu 100 Prozent gegenüber den normalen Konditionen. Wenn die Nachfrage nach Rückversicherungsschutz ansteigen würde, hätte dies auch Einfluss auf die Prämien. "Für Autofahrer wird es weiter teurer werden", zeigt sich Siems überzeugt.

Anders als die Huk musste der Versicherer Ergo keinen Rückversicherungsschutz zukaufen, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte. Die regionalen Hagelereignisse könnten jedoch zu einer Veränderung in den Regionalklassen führen, wenn die Teilkaskoversicherung in der Region besonders in Anspruch genommen wird, sagte eine Sprecherin. Allerdings führe der Schadensjahrgang 2013 in der Teilkasko erst 2015 zu einer möglichen Veränderung


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