„Kurz + prägnant + sehr informativ = eine gelungene Veranstaltung“, so waren laut eines der 120 Teilnehmer die Informationsveranstaltungen "Marktanalysen Komposit 2009" der aktuariellen Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss, die Anfang September in Hannover, Köln, München und Wien stattfanden. Ein harter Verdrängungswettbewerb und erschwerte Bedingungen durch die Wirtschaftskrise machen eine genaue Marktkenntnis wichtiger denn je.
Solvabilitätsstudie – Sieger und Verlierer
Die erste Studie befasst sich mit der Solvabilität der Versicherungen im deutschen Markt nach dem Solvency II-Standardmodell. Die aktuelle Studie, die einem Marktanteil von rund 80 Prozent abdeckt, zeigt, dass Solvency II nicht für alle Versicherer eine bessere Kapitalausstattung bedeutet. Besonders Spezialversicherer, Einspartenversicherer sowie kleine und mittlere Sachversicherer stehen meist schlechter da als nach Solvency I. Sie stellt die Solvenzkennzahlen der einzelnen Unternehmen denen des Marktes bzw. der Wettbewerber gegenüber und bietet den Versicherern damit eine hilfreiche Bewertung zur Einordnung ihrer neuen Solvenzsituation.
Wettbewerbsstudie VHV - noch viel Potenzial vorhanden
Eine der profitabelsten Sparte ist die VHV. Die neue Studie der Kölner Aktuare zeigt, dass dieser Markt sehr heterogen ist und identische Risiken sehr unterschiedlich tarifiert werden. Differenzierungen bis zum Faktor 7 zwischen dem günstigsten und dem teuersten Tarif sind zu beobachten. Ein weiteres Ergebnis der Studie zeigt, dass von der Versicherungswirtschaft das 6er-Tarifzonenmodell des GDV lediglich von 30 Prozent zur Tarifdifferenzierung genutzt werden. So fällt beispielsweise auf, dass Unternehmen, die in z. B. in der Tarifzone 1 eine gute Platzierung im Wettbewerbsvergleich einnehmen, in anderen Zonen ein schlechteres Ranking aufweisen. Auch bieten bisher noch wenig etablierte Selbstbehalttarife weiterhin viel Potenzial, sich am Markt besser zu positionieren.
Kraftfahrt - Ende der Talfahrt?
Turnusmäßig vergleichen die Kölner Aktuare in einer unabhängigen Studie die Ergebnisse des deutschen K-Marktes in der klassischen GuV-Sicht mit einer Anfalljahresbetrachtung, die nur die Schäden des aktuellen Geschäftsjahres untersucht.
Nach den jüngsten Marktstatistiken beläuft sich das technische Brutto-Ergebnis für die K-Branche für 2008 auf -1,1 Prozent. Meyerthole Siems Kohlruss hat errechnet, dass die Branche ein solches Ergebnis nur zeigen konnte, weil sie erstmals seit 15 Jahren in Kraftfahrt Haftpflicht (KH) etwas mehr Abwicklungserträge aus Vorjahren erzielt hat, als es das aktuelle Geschäftsjahr hergibt.
Allzu große Sorgen muss sich der Markt nicht machen, reichen doch selbst nach nachvorsichtiger Einschätzung der Aktuare die Kapitalerträge aus, um einen technischen Verlust von 2 Prozent auf Anfalljahresbasis zu decken und zusätzlich sogar noch die Renditeanforderungen der Eigentümer bedienen zu können.
Für 2009 rechnet Meyerthole Siems Kohlruss mit einem Anfalljahresergebnis von -0,6 Prozent. Profitieren wird die Branche dabei von den ausbleibenden Hagelschäden, die das Ergebnis in 2008 deutlich belastet haben. Allerdings zeigt sich die aktuelle Schadenentwicklung in KH weniger positiv als erwartet.
Ökonomisch bewegt sich die Branche insgesamt noch im auskömmlichen Bereich, deutliche marktweite Beitragsanpassungen sind aber nicht zu erwarten. Selbst vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise und einem möglichen negativen Einfluss einer Hyperinflation auf die Schadenreserven sieht Meyerthole Siems Kohlruss keinen Grund zur Beunruhigung, da die K-Versicherer auf dicke Reservepolster zurückgreifen können. Zudem ziehen bei einer höheren Inflation die Zinsen erfahrungsgemäß relativ rasch nach.
Flottenmarkt – Chancen für die K-Branche
Der Flottenmarkt weist seit Jahren fast konstant um 3-5 Prozentpunkte schlechtere Schadenquoten auf als der K-Gesamtversicherungsmarkt. Trotzdem ist der Markt sehr umkämpft, die Anzahl der Verträge steigt bei konstantem Beitragsvolumen. Die Summe aller Schadenaufwendungen steigt, obwohl die Schadenhäufigkeit und dadurch auch der Schadenbedarf je Einzelrisiko sinken. Häufig unterschätzt wird das Großschadenrisiko. Sehr ambitionierte Umsatzziele und eine Überbewertung der günstigen Schadenbedarfsentwicklung sind Hauptgründe für die schlechten Ergebnisse. Auffällig ist, dass einige Versicherer eine bis zu 10 Prozent niedrigere Schadenquote aufweisen, für viele Versicherer gibt es also noch viel Potenzial.
Meyerthole Siems Kohlruss entwickelt hierfür das neue Quotierungstool „Car-Pri“, dass eine Professionalisierung des Underwritings für die gewerbliche Kfz-Versicherung ermöglichen wird. Die Entwicklung der modernen Flottenprodukte und eine optimale Risiko-Bewertung werden auf Basis eines aufzubauenden K-Pools erfolgen.