- Die durchschnittliche SCR-Bedeckung des Schaden- und Unfallmarktes sinkt um 5 Prozentpunkte
- VVaGs weisen gegenüber den AGs eine deutlich höhere SCR-Bedeckung aus, verlieren allerdings stärker an Bedeckung
- Covid-19 hat spürbare Auswirkungen im zweiten Quartal sowohl auf die Kapitalanlagen als auch auf die Versicherungstechnik der Unternehmen, daher ist per 31.12.2020 von einer signifikanteren Reduktion der SCR-Bedeckung auszugehen
Auch in 2019 ist bei den Schaden- und Unfallversicherern ein Rückgang der Bedeckung der Solvabilität zu beobachten. „Die durchschnittliche SCR-Bedeckung hat sich von 265% auf 260% reduziert. Hierbei waren die Auswirkungen von Covid-19 noch nicht am Markt spürbar“, sagt Maxym Shyian, leitender Berater bei der aktuariellen Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK).
Dies geht aus einer Analyse hervor, die MSK auf Basis der veröffentlichten SFCR-Berichte von 165 Erstversicherern aus dem Bereich Schaden/Unfall durchgeführt hat. Die Analyse konzentriert sich auf Versicherer, die in 2018 und 2019 eine Bedeckung vorweisen. Bei der Datenerhebung wurden nur Unternehmen berücksichtigt, die einen Risikoträger darstellen und einen Bericht Ende Mai veröffentlicht hatten. Zum jetzigen Zeitpunkt wurden 186 SFCR-Berichte veröffentlicht. Durch die Analyse werden 95% des Schaden- und Unfallmarktes erfasst, das einem Volumen von 84 Mrd. Euro Brutto-Beitrag entspricht.
Der Markt weist hinsichtlich der Höhe der Veränderung der SCR-Bedeckung wie im Vorjahr eine gewisse Streuung auf. Zwar weichen etwa 2/3 der Unternehmen um weniger als 25 Prozentpunkte vom Vorjahreswert ab. Allerdings gibt es auch einige Unternehmen, bei denen stärkere Abweichungen zu beobachten sind. „Signifikante Reduktionen der Bedeckung sind vor allem bei Start-Ups zu erkennen“, so der Projektleiter der Studie, Maxym Shyian. „Das Risiko in Form des SCR steigt bei den neugegründeten Unternehmen aufgrund des überproportional wachsenden Geschäfts signifikant an“, erläutert Shyian. Es gibt wie im Vorjahr einige Unternehmen, die ihre Bedeckung erhöhen konnten. „Die Erhöhung des Rückversicherungsschutzes und die Erhöhung der Reservequalität führten bei einigen Unternehmen zur Reduktion des versicherungstechnischen Risikos oder zur Stärkung der Eigenmittel“, erläutert Timo Schumm, Co-Autor der Studie.
„Für die Veränderung auf Gesamtebene bzw. die Reduktion des Marktes sind im Wesentlichen die Marktführer wie die HUK-COBURG, die Allianz Versicherungs-AG und die VHV Allgemeine Versicherung AG verantwortlich“, führt Shyian weiter aus. Ein treibender Faktor ist beispielsweise ein erhöhtes Aktienrisiko durch Erhöhung der Aktienquote im Anlagenportfolio. Diese strategische Entscheidung hat vor allem im März bei einigen Unternehmen durch den Ausbruch von Covid-19 zu höheren Marktwertverlusten in den Anlagen geführt.
Die untersuchten Versicherungsvereine weisen mit 382% die höchste SCR-Bedeckung im Vergleich zu den anderen Geschäftsformen auf. Dies resultiert aus der überdurchschnittlichen Kapitalisierung der VVaGs. Die Reduktion der SCR-Bedeckung der VVaGs gegenüber dem Vorjahr ist vor allem auf die größeren Versicherungsvereine wie die HUK-COBURG, die DEVK Sach- und HUK-VVaG und die Mecklenburgische Versicherungs-Gesellschaft a.G. zurückzuführen. Aufgrund der Kapitalmarktorientierung ist bei den Aktiengesellschaften dagegen eine niedrigere Bedeckungsquote zu beobachten. Diese ist mit 219% gegenüber dem Vorjahr mit 221% kaum rückläufig.
Eins ist dabei sicher: Die Auswirkungen von Covid-19 sind im zweiten Quartal in den Kapitalanlagen zu beobachten, aber auch in der Versicherungstechnik der Unternehmen spürbar. Sollte es zu einer zweiten Welle zum Ende des Jahres kommen, dann ist per 31.12.2020 von einer signifikanten Veränderung der durchschnittlichen SCR-Bedeckung nach unten auszugehen.
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Über
Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) wurde 1998 in Köln als erste deutsche aktuarielle Beratungsgesellschaft gegründet und begleitet Versicherungsunternehmen bei strategischen Entscheidungen und operativen Prozessen. Die Tätigkeitsschwerpunkte liegen in Datenpools, Tarifierung, Reservebewertung, Rückversicherung und Solvency II. Seit 2011 ist das Informationssicherheitsmanagementsystem von MSK nach ISO 27001 zertifiziert.