"Werthaltig im Gegensatz zu vielen oberflächlichen Veranstaltungen zur Rückversicherung" – so lautete eine der vielen positiven Reaktionen der Teilnehmer an der Veranstaltung "Brennpunkt Rückversicherung" der aktuariellen Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss, die erstmalig in dieser Form in Köln stattfand. Die Informationsveranstaltung befasste sich mit den aktuellen Herausforderungen, auf die sich alle Marktteilnehmer einstellen müssen.
Allgemeine Tendenzen im RV-Markt
Zunächst schilderte Heiner Lüttgens, Direktor Konzern Rückversicherung der Generali Deutschland Holding AG, seine Einschätzung der aktuellen Lage im Rückversicherungsmarkt. Die Finanzkrise sei im Markt noch nicht angekommen: Die Preise blieben nahezu konstant oder stiegen nur leicht an. Kritisch äußerte er sich über die gestiegenen Datenanforderungen bei einzelnen Rückversicherern und beklagte fehlende Professionalität bei einigen Rückversicherern.
Auch zu aktuellen Entwicklungen im K-Markt nahm er Stellung: In Folge der Abwrackprämie werden die Prämien zwar sinken, da meist kleinere Wagen gekauft und versichert werden. Insgesamt wirkt sich dies aber nicht so stark aus, da für Neuwagen meist auch Kaskoschutz gewählt wird.
K-Markt – weiter profitabel
In seinem Vortrag zeigte Onnen Siems, dass der K-Markt trotz langfristig rückläufiger Schaden- und Beitragsentwicklung noch profitabel ist. Selbst bei konservativen Annahmen hinsichtlich der Kapitalerträge und Eigenkapitalverzinsung ist für K-Gesamt ein abgewickeltes Anfalljahrergebnis von -2 % noch auskömmlich.
Im Anfalljahr 2008 wird nach Schätzung der Kölner Aktuare in K-Gesamt ein abgewickeltes versicherungstechnisches Ergebnis von -1,1 % erzielt. Weiter prognostizieren sie für das Anfalljahr 2009 in K-Gesamt ein abgewickeltes versicherungstechnisches Ergebnis von +0,8 %, vorausgesetzt Elementarschäden wie im Vorjahr blieben aus.
Finanz-Rückversicherung: Wie §121 e VAG umsetzen?
Über die "Allgemeinen Anforderungen an den hinreichenden Risikotransfer aus der Finanzversicherungsverordnung" referierte Dr. Andreas Meyerthole. Im Markt herrscht Unsicherheit, wie diese Anforderungen umzusetzen sind. In jedem Fall bedeuten sie einen zusätzlichen Prüfungsaufwand in den Unternehmen.
Meyerthole stellte die unterschiedlichen Ansätze wie 10/10 Regel und ERD-Test vor. Interpretationsspielraum böten Begriffe wie "wirtschaftliche Einheit" oder "Originalbedingungen". Die Diskussion im Anschluss an diesen Vortrag zeigte, wie unterschiedlich die Anforderungen in den Unternehmen interpretiert werden.
Solvent Schemes – Lizenz zum (Zwangs)Vergleich
Jan Winkler, Berater bei Meyerthole Siems Kohlruss, befasste sich mit dem Thema Solvent Schemes of Arrangement. Er erläuterte, dass Versicherer gut beraten sind, möglichst früh auf ein Solvent Scheme zu reagieren. Zunächst ist es wichtig, eine eigene aktuarielle Bewertung vorzunehmen. Nur wer den Wert und die Risiken seines Portefeuilles genau kennt, kann abschätzen, ob die Ablösung tatsächlich fair ist. Besonders im volatilen lang abwickelnden Geschäft können Sicherheitszuschläge angesetzt werden. Ferner wies Winkler auf die Grenzen der Berechenbarkeit durch Aktuare hin.
In der anschließenden Diskussion zeigte sich, dass noch viele Unklarheiten bestehen, wie betroffene Unternehmen richtig handeln und sich gegebenenfalls gegen diese Form des Zwangsvergleichs wehren können.
Ausfallrisiko im Standardmodell – Änderungen erwartet
Dr. Dietmar Kohlruss erläuterte im letzten Vortrag, wie das Ausfallrisiko der Rückversicherer im Standardmodell berechnet wird. Die gegenläufigen Aspekte der Faktoren Rating und Diversifikation wurden anhand zahlreicher Beispiele veranschaulicht. Einige Konstellationen führten zu praxisfernen Ergebnissen, so dass eine Änderung des Berechnungsverfahrens nach Meinung von Meyerthole Siems Kohlruss unbedingt erforderlich ist. Die widersprüchlichen Ergebnisse, die im Auditorium große Aufmerksamkeit erregten, wurden bereits am folgenden Tag im Rückversicherung-Symposium der FH Köln von Prof. Stefan Materne vor über 500 Teilnehmern zitiert.
Aufgrund der guten Resonanz planen Meyerthole Siems Kohlruss auch 2010 wieder zu einer Veranstaltung zur Rückversicherung einzuladen.