Carolin Hinz, VersicherungsJournal, vom 8. Januar 2018
Das aktuelle Sturmtief „Burglind“ wird die deutschen Versicherer ersten Schätzungen nach zwischen 200 und 300 Millionen Euro kosten. 2017 mussten Versicherer in Deutschland der Naturgefahrenbilanz des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zufolge zwei Milliarden Euro für Unwetterschäden aufwenden. Im nationalen und internationalen Vergleich war es ein gutes Jahr. Denn weltweit war 2017 mit 112 Milliarden Euro versicherter Naturkatastrophen-Schäden das teuerste Jahr in der Geschichte der Versicherer.
Das Jahr 2018 startete für die Versicherer stürmisch. Tief „Burglind“ fegte mit Böen von bis zu 120 Kilometern in der Stunde über Deutschland hinweg. Die Meyerthole Siems Kohlruss Gesellschaft für aktuarielle Beratung mbH (MSK) geht davon aus, dass „Burglind“ die Versicherer rund 200 Millionen Euro kosten wird.
„Insbesondere der starke Niederschlag wirkt sich schadenerhöhend aus, sowohl bei durch den Wind geschädigten Gebäuden, als auch durch die aufgeweichten Böden bei Bäumen. Die Regenmengen und das Tauwetter aufgrund des Temperaturanstiegs verschärfen zudem die Hochwassersituation“, wird MSK-Geschäftsführer Onnen Siems in einer Pressemeldung zitiert.
Rückversicherungsmakler Aon Benfield, eine Marke der Aon Versicherungsmakler Deutschland GmbH, geht in seinen ersten Einschätzungen sogar von 300 Millionen Euro Schäden durch „Burglind“ aus.
2017: unterdurchschnittliches Schadenjahr für deutsche Versicherer
Das Jahr 2017 kostete die Versicherer in Deutschland rund zwei Milliarden Euro Sachschäden an Häusern, Hausrat, Gewerbe- und Industriebetrieben durch Naturereignisse wie Stürme, Hagel oder Starkregen. Das geht aus der aktuellen Naturgefahrenbilanz des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) hervor. Schäden an Kraftfahrzeugen (Kfz) sind in diesen Zahlen nicht enthalten.
Bereits die beiden Stürme „Paul“ und „Rasmund“, die im Juni und Juli über Deutschland hinwegfegten, schlagen in der Bilanz mit rund 300 Millionen Euro zu Buche. Ende Juli fielen mit dem Tiefdruckgebiet „Alfred“ nach Angaben von MSK 200 Millimeter Niederschlag. In dieser Zeit meldete der GDV weitere 300 Millionen Euro Schäden an Kfz (VersicherungsJournal 7.8.2017).
Mit den aktuell summierten Schäden für das Gesamtjahr in Höhe von zwei Milliarden Euro fällt 2017 unterdurchschnittlich aus, heißt es in der Meldung des GDV. Es handelte sich im Naturschaden-Jahr 2017 meist um wenige, regionale Unwetter. Solche Wetterlagen haben zwar hohe Schäden verursacht, von großen Naturkatastrophen sei das vergangene Jahr aber verschont geblieben.
Damit reiht sich das Schadenjahr 2017 in die letzten drei Jahre ein. Diese sorgten ebenfalls für Schäden in gleicher (2016) oder ähnlicher Höhe (2015: 2,1 Milliarden Euro) (VersicherungsJournal 9.1.2017).
Weltweites Rekordjahr in Sachen Naturkatastrophen
Auch im internationalen Vergleich war 2017 für die Versicherungs-Gesellschaften in Deutschland ein eher gutes Jahr. Weltweit mussten die Versicherer nämlich laut der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG (Munich Re) 135 Milliarden US-Dollar (rund 112 Milliarden Euro) für Schäden aus Naturkatastrophen aufwenden.
Damit sei 2017 den Angaben zufolge das teuerste Jahr für Versicherungen in der Geschichte gewesen. Zum Vergleich: 2016 entstanden weltweit versicherte Schäden aus Naturkatstrophen in Höhe von 43 Milliarden Euro (VersicherungsJournal 9.1.2017).
Hurrikans, Frost und Monsun
Besonders die Serie Hurrikans, die unter den Namen „Harvey“, „Irma“ und „Maria“ die Karibik trafen und teils zerstörten, sowie das Erdbeben in Mexiko trugen zu der hohen Summe bei, heißt es. Die Gesamtschäden, inklusive der nicht-versicherten Schäden, beliefen sich auf rund 330 Milliarden US-Dollar (rund 274 Milliarden Euro). Das sei die zweithöchste jemals gemessene Summe für Naturkatastrophen, so die Munich Re.
In Europa wurden vergleichsweise hohe Schäden durch Frost verursacht. Aufgrund der niedrigen Temperaturen im April 2017 entstanden landwirtschaftliche Schäden in der Summe von 3,3 Milliarden Euro. Hiervon waren jedoch nur 600 Millionen Euro versichert.
In Asien haben schwere Monsunniederschläge 2.700 Menschen das Leben gekostet. Ortschaften standen teilweise zu drei Viertel unter Wasser, heißt es im Bericht. Nur ein „verschwindend geringer Teil“ der Schäden (2,9 Milliarden Euro) war demnach versichert.
Swiss Re errechnet andere Ergebnisse
Die Swiss Re bescheinigte den Versicherern unlängst das dritteuerste Schadenjahr aller Zeiten. Nach ihren vorläufigen Zahlen (bis Ende November 2017) muss die Branche weltweit für Schäden in der Höhe von umgerechnet 115 Milliarden Euro aufkommen. Dies ist mehr als doppelt so viel wie im vergangenen Jahr (VersicherungsJournal 16.12.2016, 29.3.2017). Noch höher waren die versicherten Schäden nur in den Jahren 2011 und 2005 (VersicherungsJournal 21.12.2017).