Maximilian Volz, VWheute, vom 30. Januar 2020
Gutes muss erhalten bleiben: Wie jedes Jahr luden die Aktuare von Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) auch wieder zum „Pressefrühstück Versicherungsmathematik“ in die Hauptstadt. Insbesondere die Schadenversicherer sollten das laufende Jahr nicht auf die leichte Schulter nehmen, die Aufsicht hat die Gangart verschärft, warnen die Aktuare. Zudem erklären die Mathematiker, warum die Pleite eines Reiseveranstalters wie Thomas Cook künftig beherrschbar sein wird.
Die Pleite von Thomas Cook sandte Schockwellen durch die Medienlandschaft. Wird der Fall durch die Augen eines Aktuars betrachtet, schwindet die Dramatik. Der Schadengrad der Pleite beträgt 9,13 Prozent vom Umsatz des Unternehmens. Bei 3,8 Mrd. Euro Umsatz bedeutet das in vorliegendem Fall Kosten von 347 Mio. Euro, davon entfielen 59,6 Mio. Euro auf die Rückholkosten und 287,4 Mio. auf Vorauszahlungen der Urlauber. Das ist keine nicht-versicherbare Summe. In Österreich müssen die Reiseveranstalter 18 Prozent ihres Umsatzes absichern. Sowohl für Unternehmen wie Kunden, die die Versicherung mit ihrer Buchung letztlich finanzieren, ist das machbar.
Eine am Umsatz orientierte Absicherung wäre bei allen Unternehmen möglich, erklärt Andreas Meyerthole. Der Einfluss auf den Gesamtpreis der Versicherung läge „im Promillebereich“. In Deutschland müssen jährlich 15 von etwa 2600 Reiseveranstaltern Insolvenz anmelden, ohne dass die Öffentlichkeit davon Notiz nimmt, die Schäden sind zu gering. Selbst eine Pleite des größten Unternehmens TUI wäre mit einer umsatzorientierten Lösung beherrschbar. Notfalls müssten sich mehrere Versicherer zusammenschließen und gemeinsam ein Konsortium bilden erklärt Meyerthole. Das wäre dann wie bei „Industrieversicherungs- oder Rückversicherungslösungen“. Das Risiko sei gut beherrschbar, erklärt der Experte Meyerthole.
Schaden und Unfallversicherer erwartet Sturm
„Im Mittel geht es den Schaden- und Unfallversicherern gut“, war eine weitere Botschaft von Meyerthole Siems Kohlruss.
Bevor Sie jetzt aber gelangweilt das Smartphone weglegen, es zieht ein Sturm am Horizont auf, und zwar ein regulatorischer. Die Anforderungen an die Sachversicherer steigen im Jahr 2020.
Die Experten Eva Remberg und Maxym Shyian erklärten, dass die Forderungen seitens der Aufsicht an die Solvency II regulierten Unternehmen zunehmen und sich stets weiterentwickeln werden. Neben der letztjährigen Überarbeitung wird auch zukünftig eine „Kalibrierung von Faktoren und Parametern“ erfolgen, glaubt Shyian, zudem würden über die Jahre gesammelte Erkenntnisse „in Faktoren einfließen“, die die Arbeit der Sachversicherer betreffen, ergänzt Remberg.
Die Experten Eva Remberg und Maxym Shyian erklärten, dass die Forderungen seitens der Aufsicht an die Solvency II regulierten Unternehmen zunehmen und sich stets weiterentwickeln werden. Neben der letztjährigen Überarbeitung wird auch zukünftig eine „Kalibrierung von Faktoren und Parametern“ erfolgen, glaubt Shyian, zudem würden über die Jahre gesammelte Erkenntnisse „in Faktoren einfließen“, die die Arbeit der Sachversicherer betreffen, ergänzt Remberg. Die verschärften Spielregeln stellen für die Schaden-/Unfallversicherer ein Risiko der Solvabilität dar, warnen die Experten.
Laut Remberg würden die neuen Regeln „Sinn machen“, die Unternehmen sollten sich frühestmöglich darauf einstellen, denn sie gelten seit dem 1. Januar dieses Jahres.