Ellen Bocquel, Bocquel-News, vom 18. Februar 2020
Eine Woche nach dem Sturm „Sabine“ liegt den Versicherern die Schadenbilanz vor. Der Wintersturm hat 540.000 versicherte Schäden in Höhe von 675 Millionen Euro verursacht. Davon zahlen die Sachversicherer 600 Millionen Euro für 500.000 beschädigte Häuser, Hausrat, Gewerbe- und Industriebetriebe.
„Sabine“ hat mächtig aufgedreht. Wie der GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherer (www.gdv.de) heute mitteilt, werden die540.000 versicherten Schäden hierzulande auf 675 Millionen Euro geschätzt. Besonders die Sachversicherer waren die Leidtragenden, denn sie müssen für 500.000 beschädigte Häuser, Hausrat, Gewerbe- und Industriebetriebe rund 600 Millionen Euro aufbringen. Mit rund 40.000 Schäden in Höhe von 75 Millionen Euro sind die Kfz-Versicherer vergleichsweise wenig betroffen.
„Sabine“ reiht sich damit auf Platz sechs der schwersten Winterstürme in Deutschland seit 2002 ein. Unverändert führt die Liste „Kyrill“ (2007) mit mehr als drei Milliarden Euro versicherter Schäden vor „Jeanette“ (2002) mit 1,3 Milliarden Euro und „Friederike“ (2018) mit einer Milliarde Euro an.
Im gesamten Jahr 2019 haben Stürme, Hagel und Starkregen in Deutschland versicherte Schäden an Häusern, Hausrat, Gewerbe, Industrie und Kraftfahrzeugen in Höhe von 3,2 Milliarden Euro verursacht. Die Bilanz liegt damit auf dem Vorjahresniveau und unter dem langjährigen Durchschnitt von rund 3,7 Milliarden Euro.
Während über 90 Prozent der Hausbesitzer in Deutschland gegen Sturm und Hagel versichert sind, haben sich nur 45 Prozent gegen Naturgefahren – wie Starkregen und Hochwasser – abgesichert. Eigentümer und Mieter sollten die bestehende Wohngebäudeversicherung um alle Naturgefahren erweitern, rät der GDV.
Sabine raste auch über Österreich und die Schweiz
„In Österreich rechnen wir mit einem versicherten Sachschaden in Höhe von 70 Millionen Euro durch ‚Sabine‘, in der Schweiz fällt der Orkan mit 60 Millionen Euro nicht viel geringer aus", sagt Onnen Siems von der aktuariellen Beratungsgesellschaft MSK Meyerthole Siems Kohlruss (www.aktuare.de) aus Köln. Onnen spricht von ‚Sabine‘ von einem Orkan und nicht wie der GDV, der Sabine als Wintersturm bezeichnet.
Onnen Siems betont, dass das Schadenzentrum von Orkan Sabine, der am letzten Wochenende weite Teile Deutschlands mit Windgeschwindigkeiten größer als 100 Stundenkilometer überzog, über Süddeutschland lag. Doch auch Österreich und die Schweiz wurden heimgesucht. „Für die beiden Länder gilt, dass ‚Sabine‘ eine Wiederkehrperiode von drei bis vier Jahren haben dürfte".
Auf Sabine folgte an diesem Wochenende Sturm Victoria. Windgeschwindigkeiten von 100 Stundenkilometer und mehr wurden aber nur an vereinzelten und exponierten Stationen erreicht. Dementsprechend fallen die Schäden auch deutlich niedriger aus.
Obwohl ‚Victoria‘ aus meteorologischer Sicht mit extrem niedrigem Luftdruck im Zentrum und extremen Februartemperaturen im Süden bemerkenswert war, dürfen die Versicherer in Deutschland mit weniger als 100 Millionen Euro rechnen, sagt Onnen Siems. Diesmal traf es mehr den Norden und Westen Deutschlands. Die Versicherer in Österreich und der Schweiz waren nicht betroffen.