VWheute, vom 7. April 2020

Der Covid-19-Mantel legt sich nun auch über die Kfz-Versicherung. Durch die coronabedingten Beschränkungen sei schon jetzt ein deutlicher Rückgang des Verkehrs und damit weniger Unfälle spürbar, erklärte Huk-Coburg-Chef Klaus-Jürgen Heitmann auf der Bilanz-Pressekonferenz. Dieser Umstand wirkt sich auf die kommenden Prämien aus, doch wie sehr, darüber schweigen die Unternehmen. Andere Marktteilnehmer sind auskunftsfreudiger.

Die aktuarielle Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) schätzt, dass der verordnete Corona-Shutdown zu deutlich weniger Straßenverkehr führt, sodass die Unfallzahlen „stark sinken“ werden. „Jede Woche wird sich aktuell mit diesem historisch niedrigen Mobilitätsniveau die Schadenquote um 0,5 bis ein Prozent verbessern“, schreiben die Aktuare. Die Branche sieht ähnliche Entwicklungen.

Weniger Unfälle zu erwarten

„Die in der Coronakrise geltenden Ausgangsbeschränkungen zeigen Auswirkungen auf den Verkehr. Die Huk-Coburg erwartet deshalb „weniger Unfälle und Rückgänge im Schadengeschehen.“ Welche Einflüsse das auf die Tarife in der kommenden Wechselsaison haben wird, wollte das Unternehmen nicht kommentieren. Ein anderer großer Kfz-Versicherer, VHV, will sich ebenfalls nicht zu den kommenden Prämien äußern. „Wir haben es mit einer sehr dynamischen Entwicklung zu tun, deren weiterer Verlauf heute noch nicht seriös abschätzbar ist.“

Die W&W schreibt, dass die „momentane Anzahl der gemeldeten Neuschäden“ zurückgehe. Das sei „sicherlich“ auf die geringere Fahrtätigkeit aufgrund der Coronavirus-Pandemie zurückzuführen. „Den geringeren Schäden stehen allerdings auch geringere Beiträge entgegen, da vermehrt Fahrzeuge stillgelegt werden und es auch zu Beitragsausfällen kommen dürfte“, erklärt der Versicherer und weist damit auf eine interessante Entwicklung hin. Die Einschätzung von MSK hinsichtlich der Schadenquote sei zu optimistisch, glaubt W&W. Eine Einschätzung für die Prämienentwicklung 2021 sei, sie ahnen es, „verfrüht“.

Kommende Prämien betroffen?

Vielleicht werden die Auswirkungen des Auto-Sabbats gar nicht so sehr ins Gewicht fallen, zumindest in der Privatversicherung. „Ich erwarte keine großen Prämienrückgang in Kraftfahrt für 2021. Die Typklassenanpassung ist träge, da die nächste Typklasseneinstufung im Oktober 2020 aus dem gleitenden Schadenmittel der letzten drei Jahre gespeist wird. In der Flottenversicherung sind allerdings Prämien- und Schadenrückgänge bereits in 2020 zu erwarten“, erklärt Onnen Siems, Geschäftsführer von MSK.

Sinkende Unfallzahlen und fallende Beitragseinnahmen im laufenden Jahr, das ist eine verzwickte Lage für die Kfz-Aktuare bei den Versicherern. Die Kalkulation von einträglichen und gleichzeitig wettbewerbsgerechten Beiträgen dürfte dieses Jahr besonders herausfordernd werden.