Maximilian Volz, VWheute, vom 25. Januar 2021
Telematik und Nachhaltigkeit vom Aktuar ihres Vertrauens. Die aktuarielle Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) hat erklärt, dass sie mit Neodigital zur nächsten Wechselsaison eine Telematiklösung auflegen werden. Wie das geschehen soll, was gegen eine beherrschende Huk-Allianz-Kombination auf dem Kfz-Markt spricht und warum nachhaltige Versicherungsprodukte für Kunden und Versicherer lukrativer sind, zeigt die Analyse.
Die Zielrichtung der Telematik-Ankündigung kam überraschend. Der von MSK gemeinsam mit den Partnern noch aufzubauende Datenpool soll größer werden wie der von “Huk-Coburg oder Allianz”. Kein leichtes Ziel, denn die Kombination der Riesen vereint circa 90 Prozent des Telematikmarktes auf sich. Es sieht auch nicht danach aus, als würden die Unternehmen künftig weniger Aufwand in ihr KFZ-Geschäft investieren. Die MSK-Aktuare haben momentan lediglich Neodigital auf ihrer Seite, doch die “Insurance Factory” soll ein Multiplikator für die Bemühungen sein. “Neodigital bietet „Insurance as a Service“ an und erleichtert damit den teilnehmenden Unternehmen den Markteintritt. Das Wachstum soll nicht von Neodigital generiert werden, “sondern durch eine möglichst große Anzahl von Autoversicherern”, die das „Telematics as a Service“-Angebot nutzen, erklärt MSK-Geschäftsführer Onnen Siems. Das Ziel ist es, “unseren Kunden zu helfen, auch in Zukunft erfolgreich zu sein”. Dies sei nur möglich, wenn man sich den dominierenden Trends in den jeweiligen Sparten nicht verschließt. Bei noch nicht zu “festgefahrenen Kräfteverhältnissen” müsse versucht werden, den Markt “aktiv mitzugestalten”. Die Telematik wäre dafür das “Paradebeispiel”. Die mittelständischen Erstversicherer müssten mit hohen Markteintrittsbarrieren kämpfen, weswegen MSK eine Lösung entwickelt hat, bei der “vom Datenschutz, über die technische Umsetzung bis zur aktuariellen Modellierung alles aus einer Hand kommt”, erklärt Siems. In Zukunft werden die Kraftfahrt-Tarife perspektivisch rein aus Telematik-Daten ermittelt werden und die klassischen Tarifmerkmale “abgelöst”.
Die gesammelten Daten können auch bei der Verbesserung des autonomen Fahrens helfen. Die Erkenntnisse aus Telematik-Schadendaten werden, “neue Anknüpfungspunkte für die kontinuierliche Verbesserung der Technik in automatisierten Fahrzeugen ergeben”, sind sich die MSK-Experten sicher.
Bürger wissen nicht, welche Versicherer nachhaltig sind
Neben der Telematik ist die Nachhaltigkeit ein Aspekt, mit dem sich MSK intensiv beschäftigt. Das Thema werde künftig marktbeherrschend sein, erklärte der MSK-Mann Maxym Shyian. Doch die Versicherer hätten noch Nachholbedarf, ihre Bemühungen zu kommunizieren, 86 Prozent der Bundesbürger wissen nicht, welche Versicherer nachhaltig sind. Das sollte sich ändern, denn das Konzept ist für beide Seiten lukrativ.
Die traditionellen Versicherer dürfen es nicht verpassen, “rechtzeitig die Weichen für diese Generationen zu stellen”, warnt Shyian. Sie müssten rechtzeitig nachhaltige Versicherungsprodukte anbieten. Die Produkte seien für die Versicherer lukrativ, weil sie eine “zusätzliche Generation” abholen und die Versicherungsnehmer zudem bereit sind, “höhere Prämien für nachhaltige Produkte zu zahlen”. Zudem ergänzen sie das bestehende Portfolio und mit der Einführung können sich “Cross-Selling-Effekte” für traditionelle Produkte bei den “jungen Generationen” ergeben. Der Nachhaltigkeitszug hat bereits Fahrt aufgenommen. Es ist davon auszugehen, dass die Entwicklung von nachhaltigen Produkten “in den nächsten 2-3 Jahren” an Fahrt aufnimmt, ist sich Shyian sicher. Ein Marktumschwung kann vor allem dann eintreten, wenn die Generation Z den “größeren Teil der Bestände” ausmacht.
Die Aktuare sehen durch Telematik und Nachhaltigkeit also starke Veränderungen am Markt, doch statt zuzusehen wollen sie aktiv mitprägen. Die Frage, wie die Themen mit der Digitalisierung verknüpft werden, ist ein Thema für eine kommende Betrachtung.