Alexandra Ringendahl, Kölner Stadt-Anzeiger, vom 9. Mai 2022

Gerade laufen die Abiturklausuren, danach kommen noch die mündlichen Prüfungen. Und dann steigt die Spannung, was für eine Abiturnote wohl rausgekommen ist nach der ganzen Büffelei. Viele brauchen zum Beispiel einen bestimmten Abiturschnitt, um ihr Wunsch-Studienfach zu studieren. Wer am Hansa-Gymnasium zur Schule geht, der kann für sich das Geheimnis – zumindest näherungsweise – vorher lüften.

Daten von zehn Abijahrgängen

Dort haben Schülerinnen und Schüler des Mathe-Leistungskurses der Q1 im Rahmen des Projektes „Abinote“ ein mathematisches Modell gebaut, mit dem es gelang, die Abiturnote der Schülerinnen und Schüler im Projektteam bis auf 0,2 Notenpunkte exakt vorherzusagen. Die Gruppe konnte auf die Daten der zehn letzten Abiturjahrgänge zurückgreifen, die sie anonymisiert in den Computer eingaben. Die Schülerinnen und Schüler nutzten dabei die Methoden der Versicherungsmathematik, die anhand solcher Modelle etwa auch Unfallwahrscheinlichkeiten bei der Kfz-Versicherung berechnen.

Mädchen machen das bessere Abi

Abgesehen von der Genauigkeit, mit der die von Mathelehrer Sebastian Hahn sowie den Mathematikstudenten Sebastian Brand und Jan-Niklas Cirillar betreuten Schülergruppe die Abinote im Voraus ermitteln konnte, förderten sie auch einige verblüffende Wahrscheinlichkeiten über die Erfolgschancen beim Abitur zu Tage: Dass die Mädchen im Schnitt einen um 0,14 Notenpunkte besseren Abischnitt erzielen, mag da noch wenig überraschen. Aber: Wer Mathematik als Leistungskurs gewählt hatte, erzielte eine um 0,2 Notenpunkte bessere Abinote als ein Schüler, der Mathe nicht als LK hatte. Positiv auf die Abiturnote wirkte sich auch aus, wenn man zum Zeitpunkt des Abiturs noch 17 und nicht schon 18 Jahre alt war. Die statistische Gesetzmäßigkeit „Je jünger, desto besseres Abitur“ überraschte die Nachwuchsmathematiker ebenso wie die Erkenntnis, dass sich zumindest am Hansa-Gymnasium die Rheinseite auf der man wohnt, nicht auf die Note auswirkte.

Akquise für das Mathestudium

Möglich gemacht und auch mit betreut hat das Projekt die Kölner Beratungsgesellschaft für Versicherungsmathematik Meyerthole Siems Kohlruss (MSK). Für Geschäftsführer Onnen Siems ist dies die Möglichkeit, auch in der Schule für den Beruf des Mathematikers zu werben. „Die Schülerinnen und Schüler machen so die Erfahrung, dass Mathematiker nicht einfach Rechenknechte sind, sondern kreative Arbeit machen“, so Siems. Es gehe eher darum, Strukturen zu erkennen und nicht einfach zu rechnen. Das Kreative und Angewandte der Mathematik hat auch Sebastian Brand und Jan-Niklas Cirillar gereizt. Ersterer war einst Mathe-LK-Schüler am Hansa-Gymnasium, als MSK dieses Mathe-Projekt zum ersten Mal angeboten hat. Inzwischen studieren sie nicht nur Mathe, sondern sind auch Werkstudierende in der Beratungsgesellschaft für Versicherungsmathematik bei Siems.