Maximilian Volz, VWheute, vom 15. Mai 2020

Am Ende gewinnt die Digitalisierung: Verbraucher aller Altersgruppen entwickeln aktuell ein „Millennial Mindset“. Sie vertrauen zunehmend ihrer eigenen Recherche über digitale Kanäle, um an Informationen zu kommen und Versicherungsprodukte zu kaufen. Die Covid-19-Pandemie beschleunigt diese Entwicklungen, zeigt eine Studie von Capgemini und Efma – für VWheute-Leser keine Überraschung.

Die Einschränkungen aufgrund von COVID-19 werden den Trend zur Digitalisierung verstärken, da Verbraucher gezwungen sind, für „Alltags-Transaktionen digitale Kanäle zu nutzen“ – unabhängig von ihrem Alter oder technischem Know-how, ist die zentrale Aussage der Studie. Das haben vor Capgemini bereits mehrere Branchengrößen erkannt und geäußert, unter anderem Oliver Bäte, Oliver Lang und Christopher Oster – die Liste ließe sich fortsetzen.

Die Versicherer müssen „schnell von Einheitsprodukten zu einem Angebot finden“, das den „spezifischen und individuellen Präferenzen der Versicherungsnehmer gerecht wird“, ist eine weitere Aussage der Studie. Das ist richtig, die Versicherer leiden unter den Folgen von Corona, beispielsweise die Allianz, Swiss Re und Munich Re oder die Zurich. Das Virus greift die finanzielle Stabilität der Versicherer an mehreren Stellen gleichzeitig an, wie die aktuarielle Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss errechnet hat.

Problem erkannt, Problem gebannt?

Die Unternehmen haben die Gefahr längst erkannt und steuern produkt- und vertriebstechnisch gegen. Die Pläne zum Neustart liegen in der Schublade, aber auch die Versicherer sind ihrem Naturell entsprechend vorsichtig. Auf der finanziellen Seite wurden ebenfalls Maßnahmen ergriffen, wie das Beispiel der Talanx zeigt, das Finanzvorstand Immo Querner im VWheute-Interview erläutert. Natürlich haben auch andere Unternehmen längst auf die finanziellen Herausforderungen reagiert und sich den Gegebenheiten auf dem Finanzmarkt angepasst., zudem hat die Aufsicht die Vorgaben gelockert und angepasst.

Der Trend zum Digitalen, den die Capgemini-Studie herausarbeitet, ist den Versicherern nicht entgangen. Viele Unternehmen wie die Allianz, Signal Iduna, Debeka und Co. haben bereits reagiert und den Vertrieb unter anderem auf digitale Wege und (Online-) Telefonate umgestellt. Ein Gewinner könnten die Online-Portale wie Verivox sein, die während der Krise von mehr Zugriffen berichten.

Wer wird der Verlierer?

Die Vermittler und Makler könnten Verlierer des Digitaltrends zählen, wenn sie sich den neuen Gegebenheiten auf dem Markt nicht anpassen. Das kann bei technischer Aufgeschlossenheit gelingen, wie die Ergebnisse von Maxpool oder der Alten Leipziger zeigen, die in der Krise dank Digitalität Zuwächse erzielen. Das gelang nicht zuletzt wegen dem zunehmenden Interesse an der BU-Versicherung, die viele Versicherer als den Krisengewinner und potenzielles Top-Produkt des Restjahres 2020 sehen.

Die Vermittelnden wurden bereits oft totgesagt, doch jedes Jahr führen Sie den Vertrieb an.

Die Zahlen des Jahres 2019 sind an vielen Stellen noch nicht veröffentlicht, wirklich interessant werden die des „Corona-Jahres“ 2020, welche Zuwächse werden Portale, Digital- und Onlinevertrieb gegenüber den Vermittlern tatsächlich verzeichnen können?

Flexibilität und Größe

Derzeit hält sich die Branche in der Coronazeit gut. Das Geschäftsmodell ist im Gegensatz zur Gastronomie oder Tourismusindustrie nur marginal betroffen. Kaum jemand wird während der Krise seine Haftpflicht oder KFZ-Versicherung kündigen.

Es bleibt zweifelhaft, ob die Untergangspropheten recht behalten, die der Branche bereits Stellenabbau, Bestandsverkäufe und massiven Wertverlust prognostizieren. Realisten wie die Bafin glauben an die nötige Stabilität.

Optimisten und Visionäre wie Buberl und Bäte planen bereits voraus und sehen Corona auch als Chance. Für wache und flexible Unternehmen wie Führungskräfte bieten sich immer Chancen, aus der Krise als Gewinner herauszutreten.