- Zinssatz für die Ermittlung der Risikomarge wird zum 1. Januar 2026 von 6% auf 4,75% gesenkt
- Dies hat der europäische Trilog aus Rat, Parlament und Kommission verfügt
- MSK-Marktstudie zeigt: Erhebliche Entlastungen der deutschen Kompositversicherer sind nicht zu erwarten
Nach monatelangen Verhandlungen hat sich der europäische Trilog aus Rat, Parlament und Kommission u.a. darauf verständigt, den Zinssatz für die Ermittlung der Risikomarge von 6% auf 4,75% zu senken, mit Wirkung zum 1. Januar 2026.
„Die Risikomarge ist dabei ein Sicherheitszuschlag auf die besten Schätzwerte der Versicherungsverpflichtungen, den ein Erwerber des Portfolios verlangen würde, um seine mit der Übernahme verbundenen Kapitalkosten decken zu können“, sagt Dr. Andreas Meyerthole, Geschäftsführer der aktuariellen Beratungsfirma Meyerthole Siems Kohlruss (MSK).
Warum aber den Kapitalkostensatz in Zeiten steigender Zinsen absenken? „Als Argument wird häufig die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Versicherungswirtschaft im Vergleich zu Japan und UK genannt, die mit einem geringeren Zinssatz operieren“, so Dr. Meyerthole.
„Erhebliche Entlastungen der deutschen Kompositversicherer sind nach der von MSK durchgeführten Marktstudie jedoch nicht zu erwarten“, kommentiert Dr. Meyerthole.
Es wurden Eigenmittel in Höhe von ca. 125 Mrd. Euro bei einer Risikomarge von 6,5 Mrd. Euro ermittelt, mit anderen Worten: bei einer Absenkung des Zinssatzes von 6% auf 4,75% sinkt die Risikomarge um ca. 1,5 Mrd. Euro, die Eigenmittel steigen um gut 1% und damit die Bedeckung um ca. 3 Prozentpunkte. „Das ist nicht der große Wurf und latente Steuern sind auch noch mindernd zu berücksichtigen“, sagt die aktuarielle Beraterin Lena Porschen.
Selbstverständlich schwankt der Effekt von Unternehmen zu Unternehmen, je nach Anteil der Risikomarge an den Eigenmitteln; aber selbst bei Unternehmen mit hohen Rückstellungen aus langabwickelndem Geschäft sind nicht mehr als 10 Prozentpunkte bei der Bedeckung drin.
„Zum Vergleich: Die steigenden Zinsen haben einen deutlich höheren Einfluss auf die Solvabilität, weil Schadenrückstellungen für die Berechnungen der Eigenmittel abzuzinsen sind“, ordnet Porschen ein. „Betrachten wir nur die Sparte Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung, so generiert bereits jeder gestiegene Prozentpunkt im Zinssatz insgesamt 1,5 Mrd. Euro an Eigenmitteln“, so Porschen weiter.
„Doch Vorsicht: Die große Unbekannte im Spiel der Schaden- und Unfallversicherer ist nach wie vor die Inflation – das hat die BaFin vor einigen Wochen noch einmal deutlich gemacht!“, merkt Dr. Meyerthole an.
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Über MSK
Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) wurde 1998 in Köln als erste deutsche aktuarielle Beratungsgesellschaft gegründet und begleitet Schaden- und Unfallversicherer in strategischen und operativen Fragen. Schwerpunkte liegen in Datenpools, Tarifierung, Telematik, Cyber, Nachhaltigkeit, Bilanzbewertungen, Rückversicherung, Solvency II und EbAV II. Seit 2011 ist das Informationssicherheitsmanagementsystem von MSK nach ISO 27001 zertifiziert.