VWheute, vom 8. März 2019
Die Cyberversicherung gehört noch zu den Nesthäkchen der Versicherungsbranche. Steigende Fallzahlen und immer höhere Schäden führen indes zu einer immer größeren Nachfrage nach entsprechenden Deckungen. "Ich erwarte, dass wir in fünf Jahren ein Prämienvolumen von mehr als einer Milliarde Euro haben werden", sagt Onnen Siems, Geschäftsführender Gesellschafter beim Beratungsunternehmen Meyerthole Siems Kohlruss (MSK), im Interview mit dem GDV. Momentan gehen die Kölner Aktuare von einem Volumen um 100 Mio. Euro im Jahr aus.
Dabei lassen sich die Kosten aus Sicht des Experten grob "in drei Teile gliedern. Der Eigenschaden, der Drittschaden und die Assistanceleistungen, um die Systeme wieder ans Laufen zu bekommen. Gerade bei kleinen Unternehmen beeinflussen die Assistanceleistungen durch externe IT-Experten die Höhe des Tarifs wesentlich: IT-Forensiker sind sehr gefragt - und deshalb auch sehr teuer. Dies kann 60 Prozent der Prämie ausmachen. Bei größeren Unternehmen gewinnt der Eigenschaden an Bedeutung und dürfte bei der Tarifierung mit etwa 40 Prozent zu Buche schlagen. Einen entsprechenden Durchbruch der Cyberpolicen wie in den USA steht nach Ansicht von Onnen Siems indes noch aus: "Wir werden die Cyberversicherung als einen Standard für Unternehmen sehen".
Zudem seien die Erkenntnisse aus den USA "nur bedingt übertragbar auf europäische Verhältnisse: Die Entschädigungssummen in der Haftpflicht sind dort sehr viel höher als in Europa. Für deutsche Unternehmen hingegen stehen Assistance und Eigenschaden als größte Kostenkomponenten im Vordergrund. Das Risiko, das ein Schaden eintritt, ist hierzulande jedoch sicherlich ähnlich hoch wie in den USA." Außerdem mache sich der technologische Fortschritt "bei diesen Policen viel stärker bemerkbar als bei anderen. Schäden in der Zukunft sind deshalb schwerer kalkulierbar."
Darüber hinaus sei Cyber auch "kein Risiko, das sich nur regional auswirken kann, wie etwa ein Sturm. Von daher können Rückversicherer es auch nicht - wie bei Naturgefahren - über einen globalen Ausgleich sondern nur über die Zeit diversifizieren. Über global operierende Rückversicherer wird versucht, das Risiko zu reduzieren. Die Komplexität dieser Rückversicherungslösungen ist oft sehr hoch und sollte hinsichtlich ihrer Effizienz einer aktuariellen Bewertung unterzogen werden", betont Siems.