Björn Wichert, VersicherungsJournal.de, vom 26. August 2013

Die schweren Unwetter am letzten Juli-Wochenende haben immense Schäden an Autos und Gebäuden angerichtet. Das wahre Ausmaß ist auch vier Wochen später noch nicht abzusehen, da aufgrund der Sommerferien immer noch Schadenmeldungen eingehen. Nach aktuellem Stand rechnen die Versicherer mit einer Schadenbelastung von mindestens 1,2 Milliarden Euro. Die Hälfte entfällt allein auf den SV-Konzern. Auch Allianz, WGV und Württembergische liegen im dreistelligen Millionenbereich.

Am 28. Juli haben Sturmböen, Blitze, Starkregen und zum Teil tennisballgroßen Hagelkörnen große Schäden insbesondere in Teilen von Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt massive Schäden vor allem an Autos und Gebäuden angerichtet.

Fass ohne Boden?

Nach ersten Schätzungen einiger der betroffenen Versicherer sollten sich die Schäden auf über 250 Millionen Euro summieren. Die Anbieter hatten allerdings darauf hingewiesen, dass die tatsächlichen Schäden womöglich noch deutlich höher liegen könnten (VersicherungsJournal 31.7.2013).

Dies bewahrheitete sich wenige Tage später, als die SV SparkassenVersicherung Gebäudeversicherung AG ihre erste Prognose von rund 100 Millionen auf fast 300 Millionen Euro erhöhte. Auch andere betroffene Versicherer mussten eine deutliche Korrektur nach oben vornehmen. Insgesamt ergab sich bereits damals eine Summe von rund 600 Millionen Euro.

Weil viele Geschädigte wegen der Urlaubszeit ihre Schäden noch nicht gemeldet hätten, hatten einige Marktteilnehmer allerdings insgesamt noch deutlich höhere Schadendimensionen vermutet (VersicherungsJournal 5.8.2013).

Vor diesem Hintergrund hat die aktuariellen Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) Ende vergangener Woche ebenfalls eine Schätzung des versicherten Gesamtschadens veröffentlicht. MSK erwartet demnach eine Schadensumme für die Branche in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro.

SV korrigiert erneut deutlich nach oben

Dass eine solche Größenordnung durchaus realistisch ist, zeigen aktuelle Zahlen der Versicherer (Stand Freitag, 23. August). So hat der SV-Konzern seine letzte Schadenschätzung erneut verdoppeln müssen und geht nunmehr von insgesamt rund 600 Millionen Euro aus.

„Einen Elementarschaden dieser Größenordnung haben wir noch nicht erlebt“, lässt sich SV-Vorstandschef Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl in einer Pressemitteilung zitieren. Er gehe mittlerweile von einer durchschnittlichen Schadenhöhe von 8.000 Euro aus, was deutlich über den langjährigen Erfahrungswerten der SV für Hagelschäden liege.

Weitere Schadenschätzungen

Auch der Allianz-Konzern gab gegenüber dem VersicherungsJournal eine „erste vorsichtige Schadenschätzung“ von insgesamt rund 200 Millionen Euro heraus. Die Württembergische Versicherung AG rechnet nach Unternehmensangaben inzwischen mit Schäden von 90 bis 130 Millionen Euro, während die Westfälische Provinzial Versicherung AG ihre Schadenprognose von 22 auf aktuell 34 Millionen Euro erhöht hat, so eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage.

Zusammen mit den prognostizierten 100 Millionen Euro der WGV Versicherungen, der unverändert gültigen Schadenhochrechnungen der VGH Versicherungen (mindestens 75 Millionen Euro), der LVM Versicherungen (25 Millionen Euro) errechnet sich eine Summe von rund 1,2 Milliarden Euro.

Hinzu kommen noch die Schäden von anderen großen Marktteilnehmern, die bis jetzt noch keine Zahlen herausgaben. So teilte eine Sprecherin des Axa-Konzerns dem VersicherungsJournal mit, dass die Schadenaufnahme noch nicht komplett abgeschlossen sei und man deshalb keine Zwischenstände gebe. Auch die R+V-Gruppe bekommt nach Angaben eines Sprechers immer noch Schadenmeldungen herein, so dass derzeit noch keine seriösen Angaben möglich seien.