Sturmböen mit mehr als 80 km/h im Norden Deutschlands, Schneesturm mit Schneemengen von mehr als 20 cm in der Mitte, Eisregen südlich dieser Zone und vorhergesagter „Blutregen“ für Süddeutschland, sowie hohe Pegelstände im Rheingebiet sorgten in den letzten Tagen für Chaos auf den Straßen und Behinderungen im Bahnverkehr. In Anlehnung an eine Bahnwerbung von vor rund 50 Jahren mit dem Slogan „Alle reden vom Wetter. Wir nicht“ können die deutschen Versicherer aber gelassen auf das aktuelle Winterchaos schauen.

„Vereinzelt wird es Sturmschäden geben, die in der Wohn- und Hausratversicherung nahezu flächendeckend versichert sind“, sagt Onnen Siems, Geschäftsführer der aktuariellen Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss aus Köln. „Die erreichten Windgeschwindigkeiten sind aber bei weitem zu gering, um zu einem nennenswerten Schadenereignis zu führen. Hochwasser- und Schneedruckschäden sind in der erweiterten Elementarversicherung gedeckt. Diese Deckung haben deutschlandweit aber nur 45% der Gebäude, im Norden sogar weniger als 30%“. Zudem ist das Ereignis für regionale Schneedruckschäden zu kurz – und die hochwassererfahrenen Rheinländer sind solche Pegelstände gewöhnt. „Das erhöhte Unfallaufkommen auf den Straßen verursacht einen zusätzlichen Schadenbeitrag von vielleicht 10 Mio. Euro“, schätzt Siems.

Auch wenn das meteorologische Füllhorn am vergangenen Wochenende einige Besonderheiten bereithielt, bleiben die Auswirkungen auf die deutschen Versicherer überschaubar.

Im „Jahrhundertwinter“ von 1978/79 fiel der versicherte Schaden ebenfalls niedrig aus, denn der geschätzte gesamtwirtschaftliche Schaden, der zwischen 28. Dezember 1978 und 4. Januar 1979 in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg entstand, lag bei nur 150 Mio. DM. Daher taucht dieses Ereignis in den Statistiken der Versicherer nicht auf. „Ein Grund liegt auch darin, dass damals kein Versicherungsschutz für Elementargefahren angeboten wurde“, erläutert Siems. 

Auch in der DDR verursachte das Wettergeschehen von 1978/79 einen volkswirtschaftlichen Schaden, der knapp 8 Milliarden DDR-Mark für die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen betrug. Die historischen Auswirkungen, die der damalige Winter dort anrichtete, liegen jedoch abseits der Frage, wie hoch der versicherte Anteil der Kosten ausfiel.

„Die Katastrophe traf die DDR damals härter als Westdeutschland, da beispielsweise alle Braunkohlekraftwerke ausfielen und nur das Kernkraftwerk in Greifswald die Stromversorgung der DDR sicherstellen konnte“, sagt MSK-Geschäftsführer Siems. „Viele sagen daher, der Winter von 1978/79 sei der Anfang vom Ende der DDR gewesen“.

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Über MSK:
Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) wurde 1998 in Köln als erste deutsche aktuarielle Beratungsgesellschaft gegründet und begleitet Schaden- und Unfallversicherer bei strategischen Entscheidungen und operativen Prozessen. Die Tätigkeitsschwerpunkte liegen in Datenpools, Tarifierung, Telematik, Cyber, Bilanzbewertungen, Rückversicherung und Solvency II. Seit 2011 ist das Informationssicherheitsmanagementsystem von MSK nach ISO 27001 zertifiziert.